Brezaluuspruch, Posonium, Istropolis, Pressburg, Pozony, Prešpork, Bratislava – sieben Namen für eine und dieselbe Stadt – allein das sagt schon viel von ihrer geschichtlichen und kulturellen Bedeutung. Die Mischung von Nationen und Vielzahl von Baustilen und politischen Einrichtungen haben maßgeblich am Charakter der Stadt mitgewirkt. Aus mächtigen Burgstätten der Kelten und Slawen hat sich allmählich eine freie Königsstadt entwickelt. Den Höhepunkt ihres mittelalterlichen Ruhmes erlebte die Stadt Bratislava in der Mitte des 15. Jahrhunderts, als hier z.B. die erste Universität Ungarns, die Academia Istropolitana, gegründet wurde, die ihren Gründer König Matthias Corvinus aber nicht überlebt hatte. Zur weiteren Steigerung ihrer Bedeutung trug eine Tragödie bei. Nach der Besetzung der südlichen Teile Ungarns durch die Türken wurde Bratislava ab 1536 für 250 Jahre Hauptstadt und Krönungsstadt der ungarischen Könige.
Und so wurden in Bratislava in der Folgezeit 10 Könige, 8 königliche Gattinnen und eine Königin – Maria Theresia – gekrönt. Jedes Jahr erinnern Krönungsfeierlichkeiten, eine der größten Kulturveranstaltungen in der Slowakei, an diese prunkvolle Zeremonie. Und gerade der Kaiserin Maria Theresia verdankt die Stadt ihre höchste Blütezeit. Zu Zeiten ihrer Regierung erhielt nicht nur die Bratislavaer Burg ihr heutiges Aussehen, sondern auch die Stadt selbst. Durch den Abriss der Burgmauern und die Errichtung pompöser Adelspaläste für hohe Beamte des Wiener Hofes verlor sie endgültig ihr mittelalterliches Gesicht. Durch den Umzug der ungarischen Verwaltung zurück nach Budin (1783) verlor zwar Bratislava an politischer Bedeutung, aber der Einfluss Wiens blieb erhalten. Cafés, Konditoreien, Opern und überhaupt die Liebe zur Musik, guter Wein in lauschigen Weinstuben, die ganze glückliche Epoche, die in der Jugendstilzeit gipfelte, genossen die Wiener und Pressburger gemeinsam. Das ging sogar so weit, dass sie zwischen ihren Städten eine Straßenbahnverbindung errichteten (1914). Beim Schlendern durch die Altstadt können Sie sich in diese Zeiten versetzen und ihre Atmosphäre auf eigener Haut spüren. Das 20. Jahrhundert war gegenüber der Stadt und ihren Bewohnern nicht sehr freundlich. Einige Umstürze, zwei Weltkriege sowie der „reale Sozialismus“ hinterließen am Aussehen der Stadt ihre Spuren. Und doch finden sich in der verwinkelten Altstadt immer noch viele schöne Ecken, die rekonstruierte Burg dominiert weiterhin die Silhouette der Stadt, die Menschen flanieren immer noch über den Pressburger Korso, auf den Hügeln um Bratislava gibt es immer noch Weinberge… das umgestaltete Donauufer lädt zum Verweilen ein, dort, wo früher industrielle Bauten das Stadtbild verzerrten, ragen heute moderne Stadttower in den Himmel. Das heutige Bratislava ähnelt kaum dem vor 20 Jahren.